FU Kreisverband Warendorf

Höheres Risiko von Altersarmut für Frauen

Internationaler Frauentag am 08.03.10

Am Montag, den 8. März, wird weltweit der Internationale Frauentag begangen. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Ingrid Fischbach, äußert sich in einem Gespräch mit „Fraktion direkt" zu den besonderen Gefahren für Frauen in Krisenregionen und den hierzulande bestehenden Risiken der Altersarmut.

Fraktion direkt: Frau Fischbach, in welchen Regionen der Welt sind die Frauen derzeit am meisten gefährdet?

Fraktion direkt: In Deutschland erhalten Frauen für glei-che Arbeit immer noch weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen?

Fischbach: Die Ursachen für Lohnunterschiede sind viel-fältig. Sicherlich spielt schon die Ausbildungs- und Be-rufswahl eine große Rolle. Frauen wählen tendenziell eher typische Frauenberufe, die traditionell schlechter

bezahlt werden als typische Männerberufe. Für mich persönlich ist es immer noch unverständlich, warum die Arbeit eines Bauarbeiters höher bewertet wird als die einer Krankenpflegerin.

Aber auch die familienbedingten Erwerbsunterbrechun-gen spielen bei der Lohnungleichheit eine große Rolle: Frauen werden nach Unterbrechungsphasen oftmals zu weitaus schlechteren finanziellen Bedingungen wiedereingestellt, den Einkommensvorsprung ihrer männlichen Kollegen holen sie nur selten auf. Schwierig-keiten bei der Vereinbarung von Familie und Beruf sind ebenso eine Ursache wie die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen.

Fraktion direkt: Warum haben Frauen immer noch ein höheres Risiko der Altersarmut?

Fischbach: Frauen legen oftmals familienbedingte Er-werbspausen ein und arbeiten insbesondere nach einer erziehungsbedingten beruflichen Auszeit nicht mehr Vollzeit in ihrem ursprünglichen Beruf. Im Jahr 2009 waren nur 37 Prozent der Frauen vollzeitbeschäftigt. Dem standen 83 Prozent Teilzeitbeschäftigte gegenüber. Ein großes Problem, dem wir uns auch in Zukunft nicht ver-schließen dürfen, ist die Problematik der nicht sozialver-sicherungspflichtigen Mini- und Midijobs. Der Frauenan-teil liegt hier bei mehr als 60 Prozent, bei den Beschäftig-ten in Privathaushalten bei über 90 Prozent. Dies trägt nicht nur zum Armutsrisiko in der Erwerbsphase, sondern vor allem auch im Alter bei. Ganz zu schweigen von den dadurch spärlichen Möglichkeiten der betrieblichen sowie privaten Altersvorsorge.

Fraktion direkt: Was muss die Politik vorrangig tun, um die Lage der Frauen zu verbessern?

Fischbach: Wir müssen eine Gleichstellungspolitik in den nächsten Jahren fortführen, die die Risiken in den Le-bensläufen und Erwerbsbiographien erkennt und Lösun-gen finden, die diese Risiken abfedern. In den letzten Jahren haben wir durch die Einführung des Elterngeldes, die damit verbundenen Partnermonate und den gezielten und massiven Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige bereits einige politische Meilensteine gelegt. Nun gilt es, familien-, gleichstellungs- und vor allem auch kinderfreundliche Rahmenbedingungen weiter aus-zubauen, damit durch echte Wahlfreiheit eine Entschei-dung für Kinder und Beruf leichter wird. Dazu zählen unter anderem der Ausbau der Kinderbetreuungsangebo-te, die Weiterentwicklung des Elterngeldes, die Bekämp-fung der Ursachen der Entgeltungleichheit und die Erar-beitung eines Rahmenplans zur gleichberechtigten Teil-habe von Frauen und Männern in allen Phasen des Le-bensverlaufs.

Ausgabe 09 I 05.03.2010 I www.cducsu.de

 

Fischbach: Die größte Gefährdung für Frauen besteht zurzeit vor allem in den aktuellen Kriegs- und Krisenge-bieten. Ich denke hier insbesondere an die Frauen in Af-ghanistan, im Kongo oder auch in Liberia. Gerade in kriegerischen Auseinandersetzungen sind Frauen und Mädchen sehr oft die Leidtragenden. Ihr Schutz muss gewährleistet sein, ihre Rechte müssen gestärkt werden. Ein wichtiges Signal hierfür ist die Resolution 1325 der Vereinten Nationen, die am 31. Oktober 2000 einstimmig vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Diese fordert nicht nur die Sensibilisierung des eingesetzten militärischen Personals, sondern auch die stärkere Beteiligung von Frauen bei Friedensverhandlun-gen, Konfliktschlichtung und dem Wiederaufbau.

 

Fraktion direkt: Aber auch anderswo werden Frauen in ihren Rechten massiv verletzt.

Fischbach: Leider ist das so. Frauen gehören in vielen Ländern immer noch zu den schwächsten Teilen der Gesellschaft und werden überproportional häufig in ihren elementaren Rechten verletzt. Sie werden von gesell-schaftlicher Teilhabe ausgeschlossen, unter dem Vor-wand der Tradition von Bildung ferngehalten, Opfer von Genitalverstümmelung oder aus vermeintlichen Gründen der Ehre, sogar getötet. Weltweit sind 12 Millionen Men-schen, hauptsächlich Frauen und Kinder, Opfer von Men-schenhandel. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.